Bei Strom und Gas auf der sicheren Seite
Der Zella-Mehliser Bürgermeister Richard Rossel fragt in die Runde: „Hat es eigentlich eine Bedeutung, dass die Urkunden unterschiedlich groß sind?“ An dieser Stelle scheinen die technischen Prozesse beim Technische Sicherheitsmanagement (TSM) noch nicht ganz perfekt zu greifen. Ansonsten aber schon, vor allem bei der SWSZ Netz GmbH. Deren technische und vor allem organisatorische Aufstellung wurde auf Herz und Nieren geprüft, nachjustiert und ausführlich dokumentiert. Das Resultat dieses Prozesses, der sich über mehrere Jahre hinzog, halten die kommunalen Versorger für Suhl und Zella-Mehlis nun in den Händen: Eben jene beiden Urkunden, die ihnen bescheinigen, dass sie das Zertifizierungsverfahren erfolgreich durchlaufen haben.
Das Technische Sicherheitsmanagement wurde einerseits mit dem VDE-FNN für den Strombereich und andererseits mit dem DVGW für das Erdgasnetz durchlaufen – die Tatsache, dass es sich dabei um zwei verschiedene Expertenorganisationen handelt, erklärt letztlich auch die verschieden großen Urkunden.
Das Versorgungsgebiet der SWSZ Netz GmbH umfasst bei der Elektrizität die Stadtgebiete von Suhl einschließlich der Ortsteile Goldlauter, Heinrichs, Mäbendorf, Albrechts, Dietzhausen und Wichtshausen sowie Vesser und das Stadtgebiet von Zella-Mehlis. Überall dort ist die so genannte Grundversorgung zu gewährleisten, also jeder Haushalt zu versorgen. Bei der Versorgung mit dem Energieträger Gas kommen noch der Zella-Mehliser Ortsteil Benshausen und die Nachbarstadt Oberhof zum Versorgungsgebiet hinzu. Zudem betreiben die Stadtwerke in Suhl und Zella-Mehlis eigene Fernwärmenetze.
Notfallreserven werden vorgehalten
Der Chef der Landesgruppe Mitteldeutschland des Deutschen Verein des Gas- und Wasserfaches e.V. (DVGW), Florian G. Reißmann, vergleicht das nötige Zusammenspiel innerhalb eines Energieversorgungsunternehmens mit einem Orchester, das gemeinsam musiziert. Er kommt bei der Betrachtung der SWSZ Netz GmbH zu dem Schluss: „Sie haben bewiesen, dass Sie die Noten beherrschen!“ Die Ziele und Vorgaben seien allesamt erreicht und in vorbildlicher Weise umgesetzt worden. „In Ihrem Unternehmen ist nun alles sauber geregelt.“ Die entsprechenden Logos werden sich künftig beispielsweise auf den Briefköpfen der SWSZ Netz GmbH finden.
Die Bedeutung der Zertifizierung ist für die Netzbetreiber nicht hoch genug einzuschätzen, die SWSZ Netz GmbH spricht von einem Meilenstein. Denn das TSM weist transparent nach, dass sämtliche technischen Regeln und Anforderungen eingehalten werden, die Mitarbeiter permanent geschult und weitergebildet werden, die Organisations- und Anweisungssysteme auf den neusten Stand gebracht wurden und nicht zuletzt auch ein System zur Angriffserkennung – etwa durch Hacker – und Gefährdungsbewertung implementiert wurde. So soll das Prüfungsverfahren nachvollziehbar eine hohe Versorgungssicherheit gewährleisten. „Dazu gehört auch, dass wir Reserven vorhalten, um auch im Notfall am Markt bleiben zu können“, nennt Geschäftsführer Ralf Belgardt ein konkretes Beispiel für Maßnahmen, die sozusagen hinter den Kulissen ablaufen. Sechs Jahre lang – also bis 2029 – gelten nun die Zertifikate, zur Hälfte ihrer Laufzeit wird es den Vorgaben entsprechend eine Zwischenüberprüfung geben.
Ausfallzeiten weit unterm Durchschnitt
Suhls Oberbürgermeister André Knapp ist auch Aufsichtsratsvorsitzender der SWSZ Netz GmbH. Er lobt die Arbeit der Stadtwerker und sieht die Zertifizierung als einen wesentlichen Schritt der Qualitätssicherung. Er sagt: „Für einen halben Tag solch einer Prüfung bedarf es jahrelanger Vorbereitung.“ Auch vor dem Hintergrund eines durch einen umgefallenen Baum verursachten größeren Stromausfalls, der am vergangenen Mittwoch Teile des Versorgungsgebietes der SWSZ betraf, sieht er eine niedrige Störzahl. Und die ist letztlich auch ein wichtiger Wirtschaftsfaktor, der klar für Suhl und Zella-Mehlis spricht. Schließlich sind die Ausfallzeiten bei der Versorgung mit elektrischem Strom weit unter dem bundesweiten und dem europäischen Durchschnitt. In konkreten Zahlen heißt das, dass sich im Jahr 2022 die Ausfallzeiten auf 4,29 Minuten pro Kunde summierten, während der Bundesschnitt bei 12,20 Minuten lag.
Eigene Spezialisten qualifiziert
Dass der Weg zu solchen Werten kein Spaziergang ist und es auch künftiger Anstrengungen bedarf, diese Qualitätsstandards einzuhalten, wissen die drei neu benannten Technischen Führungskräfte Roland Hirsch für den Bereich Gas sowie Lars Göpfert und Dirk Arnold für den Bereich Strom nur all zu gut. Um den nötigen Anforderungen zu genügen, qualifizierten sie sich, setzten auf ihre Meisterausbildung noch ein Ingenieurstudium obendrauf. Ihr Chef Ralf Belgardt ist stolz auf sie. Und darauf, dass kein Personal eingekauft werden musste, sondern in den eigenen Reihen ebenso motivierte wie engagierte Fachleute gefunden werden konnten.
Quelle: Freies Wort